Wie ist das eigentlich...?

Ihr habt Fragen zur Schiedsrichterei? Hagen und Jan-Malte geben erste Einblicke in das Hobby.

Jan Malte (re.) und Hagen.

Lieber Jan-Malte, lieber Hagen. Vielen Dank, dass ihr euch bereit erklärt habt, ein paar Einblicke hinter die Kulissen des Schiedsrichterdaseins zu ermöglichen. Doch zum Einstieg eine klassische Vorstellung: Wer seid ihr? Wie alt seid ihr? Seit wann seit ihr Schiedrichter?

Jan-Malte: Hallo, ich bin Jan-Malte Ganz, 23 Jahre alt, Schiedsrichter seit 2014.

Hagen: Moin, ich bin Hagen Malinowsky und bin 16 Jahre alt. Ich bin seit 8 Monaten Schiedsrichter.

 

Wie seid ihr damals auf das Hobby aufmerksam geworden? Kurz um: Warum Schiri?

Jan-Malte: Bei einem E-Jugendspiel meines Bruders stand der angesetzte SR im Stau, ich wurde gefragt, ob ich es pfeifen möchte. Rundum hat es mir so viel Spaß gemacht, dass ich weiterhin die Spiele der E-Jugend im Verein pfeifen durfte. Eines Tages im Januar 2014 erhielt ich einen Anruf von unserem ehemaligen mittlerweile leider verstorbenen Jugendfußballobmann , ob ich nicht am Lehrgang teilnehmen möchte. Schließlich entschied ich mich dem Ganzen eine Chance zu geben und muss sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war.

Hagen: Ich bin durch einen Vortrag an meiner Schule auf die Schiedsrichterei aufmerksam geworden. Ich war schon lange am Fußball interessiert und habe so eine Möglichkeit gesehen, mich in meiner Freizeit mit dem Sport zu beschäftigen, ohne zu spielen, da ich das gar nicht kann.

 

Welche grundsätzlichen Voraussetzungen muss ein potenzieller Schiedsrichter mitbringen? Was hilft weiter, um für sich zu entscheiden, ob man dem Hobby nachgehen möchte?

Jan-Malte: Grundsätzlich muss ich ein gewisses Verständnis für Fußball mitbringen, daneben sicherlich Engagement, Durchhaltevermögen und ein gesundes Selbstbewusstsein. Die „Schiedsrichterei“ ist aber darüberhinaus eine „Lebensschule“ und man lernt viele wichtige Skills, die man auch im Berufsleben anwenden kann.

Hagen: Die wichtigste Voraussetzung ist aus meiner Sicht Motivation. Motivation die nötige Zeit aufzuwenden, Motivation sich zu verbessern, Motivation im Team zu arbeiten. Und ein wenig körperliche Fitness würde auch nicht schaden.

 

Welche positiven Ereignisse habt ihr in eurer Laufbahn schon erleben dürfen?

Jan-Malte: Ich durfte mit meinem Gespann im Jahr 2023 das Herren Kreispokalfinale und das C-Jugend SHFV Pokal Finale leiten.

Hagen: Ich habe kein wirklich einzelnes positives Ereignis, die ersten Spiele zeigen mir jedoch, dass die Entscheidung Schiedsrichter zu werden das Ereignis mit den positivsten Resultaten war.

 

Stereotypisch wird das Amt des Schiedsrichters eher negativ behaftet wahrgenommen. Welche positiven Erfahrungen durftet ihr durch das Hobby erfahren? Wie hat die Schiedsrichterei euch bisher beeinflusst?

Jan-Malte: Ich habe gelernt in Konfliktsituationen besonnen zu agieren und auch in stressigen Situationen kühlen Kopf zu bewahren. Das hilft mir auch im „Lernstress“ den Überblick zu behalten.

Hagen: Die Schiedsrichterei hat mich in der kurzen Zeit bereits positiv beeinflusst. Ich kann in Alltagssituationen meine Meinung besser vertreten, noch besser im Team arbeiten und meine Fitness hat sich stark verbessert.

 

Aus der Praxis für die Praxis. Mögt ihr berichten, wie ihr euch auf ein Spiel, welches euch zugeteilt wird, vorbereitet? Wie läuft grundsätzlich die Organisation hinter den Kulissen eines Fußballspiels ab?

Jan-Malte: Die Planung der Anreise und die Absprache im Gespann erfolgt ca. 2 Tage vor dem Spiel. Anschließend bereitet man sich auf das Spiel vor, indem man sich die Statistik (z.B. Tabellenplatz oder letzten Spiele) anguckt. Am Spielort angekommen begrüßen wir die Mannschaften, nehmen den Platz ab, treffen eine Absprache und checken die Technik. Anschließend wärmen wir uns auf und fühlen uns in die Atmosphäre ein und dann geht es schon los.

Hagen: Meine Spielvorbereitung beginnt ebenfalls mit der Planung der Anreise. Daraufhin packe ich meine Tasche. Auf dem Sportplatz angekommen stelle ich mich bei den Trainern vor, mache mich warm, kontrolliere die Ausrüstung der Spieler und pfeife an.

 

Wie geht ihr grundsätzlich mit der Kritik um, welche euch leider begegnet? Wie werdet ihr von Verbandsseite auf kritische Töne vorbereitet?

Jan-Malte: Grundsätzlich lasse ich unberechtigte Kritik an mir abprallen. Einen guten Schiedsrichter zeichnet jedoch aus, kritisch seine Spielleitungen zu reflektieren und aus Fehlern zu lernen. Auf den monatlichen Schulungsabenden werden wir auf besondere Ereignisse vorbereitet und geschult. Wenn man eine Frage hat oder unsicher ist, hat der Schiedsrichterausschuss immer ein offenes Ohr.

Hagen: Über konstruktive Kritik freue ich mich und nehme sie gerne an. Wenn Kritik respektlos, destruktiv oder beleidigend ist: In ein Ohr rein und aus dem anderen wieder raus.

 

Hand aufs Herz: Bereut ihr es manchmal, Schiedsrichter zu sein?

Jan-Malte: Keine Sekunde.

Hagen: Bisher noch nicht. Speziell, wenn ich daran denke, wieviel Spaß es macht, zu dritt zu pfeifen, werde ich es auch nicht bereuen.

 

Was würdet ihr Interessierten raten, welche überlegen, ob sie Schiedsrichter werden sollten?

Jan-Malte: Ich kann es nur jedem Fußballinteressierten empfehlen. Es kann auch ein interessanter Perspektivenwechsel sein, der das Verständnis für Unparteiische fördern kann.

Hagen: Unterschätzt nicht, wie viel Spaß die Schiedsrichterei machen kann. Wenn ihr an Fußball interessiert und motiviert seid, gibt es aus meiner Sicht kein besseres Hobby!

 

Vielen Dank ihr beiden, dass ihr euch die Zeit genommen habt, einen kleinen Einblick in das Leben eines Schiedsrichters zu geben!